Das intelligente Haus ist in der Technik-Welt schon lange ein Thema, doch erst mit der Verbreitung von Smartphones werden erste Anwendungen Realität. Jetzt lassen sich vorhandene WLAN-Netze, Apps und heimische Systeme wie Beleuchtung und Heizung miteinander verbinden. Beispiele sind das Heizungssystem von Tado oder die farbigen LED-Lampen Hue von Philips (Test steht noch aus).
Strom wird schlau
Auf der CeBit-Preview Veranstaltung bin ich über Digitalstrom gestolpert. Hinter der Idee steckt die aizo AG aus der Schweiz. Bunte Chips, die an Legosteine erinnern, bringen Intelligenz in das heimische Stromnetz. Sie steuern, messen und regeln Strom für Lampen und andere elektrische Geräte im Haushalt. Die Bausteine werden wie eine Lüsterklemme zwischen Phase und Nullleiter einer Steckdose oder eines Wandschalter montiert. Damit erhält der Schalter mehrere Funktionen: Einmal drücken – Licht an, zweimal drücken: Lichtstimmung Fernsehen, dreimal drücken – Lichstimmung Lesen, gedrückt halten – Licht dimmen. Das Dimmen funktioniert mit fast allen Energiespar- und LED-Leuchten. Wenn die Waschmaschine im Keller fertig ist, blinkt die Wohnzimmerlampe auf Wunsch zwei Mal.
Ein Schalter an der Eingangstür kann beim Verlassen sämtliche nicht benötigten Elektrogeräte abschalten. Eingeschaltete Bügeleisen, Herdplatten oder Kaffeemaschinen gehören der Vergangenheit an. Als Panikschalter neben dem Bett werden sämtliche Lichter in der Wohnung eingeschaltet und die Jalousien hochgefahren, um die Fenster als Fluchtweg nutzen zu können. Jede Farbe der Bausteine steht für eine Funktion. Rot ist Panik, Grün der Wohnungszugang und Grau spendet Schatten. So speichert der Chip im Baustein (gerade mal 4 x 6 mm groß) den Neigungswinkel der Jalousien, um die Räume im Sommer möglichst kühl zu halten. Er kann aber auch die Hagelwarnung des Wetterdienstes umsetzen und sofort alle Rollläden herunterlassen.
Steuerung und Auswertung per App
“Intelligent wird das System durch die Verbindung mit dem Digitalstrom-Server oder der App“, sagt Martin Vesper, CEO der aizo AG. Die iPhone-App zeigt nicht nur den aktuellen Energieverbrauch einzelner Geräte an und identifiziert so Stromfresser. Man kann damit auch Lichtszenarien steuern, beispielsweise mit einer Zeitschaltuhr, was für den Urlaub praktisch ist. Der Nutzer erhält auf Wunsch eine Mail, wenn sich ein Gerät ein- oder abgeschaltet hat. Während der Anwender mit seinem iPhone in der Hängematte liegt, kann er sehen, wer an der Tür klingelt, wenn die Kamera mit dem System verbunden ist.
Neben den einzelnen Lüsterklemmen, benötigt man einen Digitalstrom-Meter, der im Sicherungskasten installiert wird. Er steuert die Kommunikation mit den bunten Bausteinen. Wer die App einsetzen möchte, muss noch die Brücke zum Internet bzw. zum heimischen Router schlagen. Aber auch das lässt sich ohne neue Kabel über das vorhandene Stromnetz realisieren. Zwischen Meter und Router kann beispielsweise ein Devolo LAN-Steckern die Verbindung herstellen.
Die Kosten für Digitalstrom
Eine Klemme kostet je nach Funktion zwischen 70 und 130 Euro. Der Digitalstrom-Meter liegt bei ca. 225 Euro. Eine Beispielrechnung des Unternehmens kommt für eine Vier-Zimmer-Wohnung mit Lichtsteuerung, Panikschalter, Klingelanbindung, Energiemessung und -visualsisierung auf rund 3.500 Euro. Da sich die Klemmen und die Steuereinheit wieder deinstallieren lassen, ist das System auch für Mietwohnung geeignet.
Als Referenz dienst dem Unternehmen eine 300 Jahre alte Kirche in Schleswig-Holstein. Der Pfarrer von Bergenhusen steuert mithilfe eines iPods von der Kanzel die Lichtstimmung. Je nach Ablauf des Gottesdienstes legt er Akzente auf den Altar, die Orgel, die Heiligenfiguren oder das Taufbecken. Wer es nicht in das norddeutsche Storchendorf schafft, kann sich das System vom 5. bis 9. März 2013 auf der CeBit in Hannover (Halle 11, Stand B67) anschauen.