Der Backbeat Pro 2 von Plantronics ist ein guter Reisebegleiter: Mit ihm hört man entspannt Musik, Podcasts oder Hörbücher. Der Klang ist hervorragend und der Akku hält gefühlt ewig. Mit seinen 289 Gramm kann man den komfortablen Bügelkopfhörer auch über längere Zeiträume gut auf den Ohren haben. Mit der Freisprechfunktion hat man die Hände beim Telefonieren frei und mit der aktiven Geräuschunterdrückung verlaufen Reisen in Zügen, Bussen oder Flugzeugen, deutlich ruhiger.
In die andere Richtung drehen
Ich war bereits vom ersten Plantronics Backbeat Pro ein großer Fan. Damit hat das Unternehmen in Sachen Active Noice Cancelling (ANC) im Jahr 2014 die Latte hoch gelegt. Entsprechend hoch sind meine Erwartungen. Optisch kann sie der Backbeat Pro 2 erfüllen, er ist ein gelungener Hingucker. Im praktischen Einsatz weist er jedoch einige Schwächen auf: Die Lautstärke kann man über ein Drehrad an der linken Hörmuschel einstellen. Intuitiv würde ich nach links für leiser und rechts für lauter drehen. Es funktioniert aber genau umgekehrt. Bewegt man die Schiebeschalter für den ANC-Modus, sagt eine freundliche Stimme auf Englisch, dass die Geräuschunterdrückung nun aktiv ist. Genauso bei der “Open Mic”-Funktion. Doch durch die kleine zeitliche Verzögerung und die Ansage verpasst man leider die Durchsage am Flughafen-Gate oder im Zug. Die Idee ist ja, man hört etwas in seiner Umgebung, ohne den Kopfhörer abnehmen zu müssen. Der Verzicht auf die Ansage wäre hier praktisch.
Das wäre doch eine Option für die App. Hier könnte man dem Nutzer die Option anbieten, die Ansagen zu deaktivieren. Überhaupt ist die App Plantronics Hub eine große Enttäuschung. Beim PX von Bowers & Wilkins kann in der App die Geräuschunterdrückung verschiedenen Umgebungen anpassen. Hier gibt es nur ein An oder Aus. Die App ist gerade mal eine digitale Bedienungsanleitung und hilft beim Wiederfinden von verlegten oder gestohlenen Kopfhörern. Über eine Ortungsfunktion, kann man am Smartphone sehen, wo das gute Stück ist. Na immerhin, das ist praktisch – wenn der Kopfhörer nicht abgeschottet und abgeschaltet in einer dunklen Kiste steckt.
Gut wäre, wenn man auch die Empfindlichkeit der Lage-Sensoren in der App einstellen könnte, so wie beim PX. Denn die “Fühler” für eine Wiedergabe-Pause sind viel zu sensibel. Nicht nur beim Abnehmen des Kopfhörer stoppt die Wiedergabe (was sie ja auch soll), auch wenn ich den Kopf nach unten beugen, ist Ruhe. Ich trage den Bügelkopfhörer gern, wenn ich das Raumschiff sauge. Sobald ich mich zum Staubsauger bücke oder etwas aufhebe, ist mit dem coolen Sound Schluß*.
Schneller Quellen-Wechsel
Praktisch ist der schnelle Wechsel zwischen zwei Audioquellen, wenn der Kopfhörer bereits einmal angemeldet war. Ich springe zwischen MacBook und iPhone hin und her. Die Audiosignale sind schnell auf den Ohren. Nur die versprochene Bluetooth-Reichweite von 100 Metern ist ein Witz. Entferne ich mich von Quelle, gibt es nach zehn Metern die ersten Störungen. Zwischen mir und dem iPhone oder dem MacBook steht nur eine Glaswand. Bücke ich mich hinter den Küchentresen in dieser Entfernung, ist bereits komplett Schluss mit der Audioübertragung. Die Krux: Die 100 Meter Bluetooth-Reichweite erreicht man nur mit Geräten der Bluetooth-Klasse 1. Man erfährt zwar bei Apple, dass mein iPhone X Bluetooth 5.0 hat, aber nicht mit welcher Klasse es funkt. Aufgrund der Abbrüche gehe ich mal davon aus, es ist Klasse 2 oder höher.
Freisprechen – geht so
Ich telefoniere gern mit Kopfhörern. Das iPhone länger mit der Hand am Ohr zu halten, ist anstrengend. Kopfhörer mit Kabel kann man bei neueren iPhones nicht mehr anschließen, also ist die Freisprechfunktion eines Bluetooth-Kopfhörers praktisch. Bei Telefonaten mit dem Backbeat Pro 2 konnte ich die Gesprächspartner stets gut verstehen, sie mich leider nicht. Bei jedem Telefonat gab es Beschwerden von der anderen Seite. Ich sei kaum zu verstehen, die Hintergrundgeräusche seien viel zu laut. Also musste ich immer wieder den Kopfhörer absetzen. Sehr schade. Dafür hält der Akku (680 mAh) für bis zu 24 Stunden Sprech- und Hörzeit oder sechs Monate im Standby.
Den Backbeat Pro 2 gibt es u.a. bei Amazon und der empfohlene Kaufpreis liegt bei 249,99 Euro.
*Nachtrag
Ich wurde darauf hingewiesen, dass es für einige meiner kritischen Anmerkungen Abhilfe durch Plantronics gibt. Dazu benötigt man allerdings eine Desktop-Software für Mac oder Windows. Damit kann man nicht nur die Firmware des Kopfhörers auf den neuesten Stand bringen, sondern auch:
- Die Sprache der Ansagen auf Deutsch einstellen.
- Einstellungen zum Klingelton bei VOIP-Telefonaten
- Töne und Ansagen beim Audiokanal und der Stummschaltung auswählen
- Softphones aktivieren (Avaya, Cisco Jabber, iTunes, Skype)
- (Bewegungs-)Sensoren deaktivieren
Mann kann die Sensoren auch direkt am BackBeat Pro 2 ausschalten. Haltet bei eingeschaltetem Kopfhörer im Ruhemodus die Mikrofon- und Gesprächstaste für mindestens vier Sekunden gedrückt, bis man “Smart Sensors Off” hört. Drückt man noch mal die gleiche Kombination für längere Zeit, sind die Sensoren wieder aktiviert.
In manchen Fällen hilft auch das Zurücksetzen der Sensoren. Verbindet den Kopfhörer mit dem USB-Anschluss eines Computers und legt ihn für mindestens 10 Sekunden mit nach oben zeigenden Ohrkissen auf eine ebene, nichtmetallische Oberfläche.